Urlaub dahoam – genau so hat sich das verregnete Pfingstwochenende für uns angefühlt. Mit unseren Gravelbikes und ein, zwei zusätzlichen Kleidungsschichten im Gepäck ging es mit kurzer Anreise nach Oberammergau. Den meisten ist der Ort wohl durch die weltbekannten Passionsspiele oder das Schloss Linderhof ein Begriff. Ich selbst habe die Region bisher eher zu Fuß oder beim Klettern erkundet – doch sie entpuppt sich auch als echtes Gravelbike-Juwel: ein Geheimtipp für alle, die Schotterstraßen und Feldwege lieben – egal, ob Gravel-Einsteiger:in oder Höhenmetersammler:in. Dank guter Bahnanbindung ist die Gegend auch ideal für einen Öffi-Trip von München aus.



1. Wieskirche-Runde: Einsteigerfreundliche Gravelbike-Tour mit UNESCO-Highlight
Direkt nach unserer Ankunft – und einem sehr empfehlenswerten Kaffee im Theatercafé – haben wir uns auf unsere Gravelbikes geschwungen, um noch eine kleine Nachmittagsrunde zu drehen. Perfekt geeignet dafür: die Wieskirche-Runde von Bad Bayersoien über Wildsteig zur berühmten Wieskirche. Aufgrund des Wetters starten wir allerdings etwas verkürzt in Altenau, kurz hinter Oberammergau.
Die ersten Kilometer führen abwechselnd über asphaltierte Radwege und sanfte Schotterstraßen. Selbst bei bewölktem Himmel und dem „bedrohlichem“ Regenradar begleiten uns beeindruckende Bergpanoramen bis in die Allgäuer Hochalpen. Der Pflichtstopp auf dieser Tour ist natürlich die Wieskirche – UNESCO-Weltkulturerbe seit 1983 und sowohl von außen, als auch innen absolut sehenswert. Auch davor gibt es immer wieder kleine, charmante Kirchen und Kapellen zu sehen.
Der Rückweg verläuft fast durchgängig bergab zurück zum Ausgangspunkt. (Sommertipp: Bei Bad Bayersoien oder am Schwaigsee nochmal 10km weiter, bietet sich bei den aktuellen Temperaturen ein Sprung ins kalte Wasser an.)






2. Um das Ettaler Manndl: Panorama-Graveln mit Alpenblick
Früh am Morgen rollen wir aus unserem B&B Mammhofer los – in der Hoffnung, heute trocken zu bleiben. Bereits kurz nach dem Ortsausgang führt uns ein Radweg kurzzeitig entlang der Ammer nach Ettal – ein entspannter Einstieg in den Tag mit herrlicher Aussicht auf Laber, Notkarspitze und das imposante Kloster Ettal. Am Ettaler Sattel geht es dann über die Bundesstraße bergab. Es gibt zwar einen Forstweg, aber wer auf dem Rad nicht ganz so geübt ist, bleibt besser auf der Bundesstraße bis nach Oberau. (Wir haben das vor zwei Jahren einmal zuvor mit unseren Gravelbikes versucht und es ist definitiv nicht anzuraten. – Neuerdings steht hier auch ein Radln verboten-Schild.)
Nach dem Bahnhof in Oberau überqueren wir die Loisach und folgen ihr auf traumhaften Gravelpassagen mit Blick auf das Ettaler Manndl und das Estergebirge. Über Eschenlohe und das malerische Murnauer Moos erreichen wir Grafenaschau – landschaftlich einer der schönsten Abschnitte der Tour. Ein kleiner Anstieg bringt uns nach Bad Kohlgrub, wo ein Besuch im Café Wohlig Pflicht ist. Nach einem noch warmen Apfelkuchen und einem hervorragenden Cappuccino rollen wir über Unterammergau entspannt zurück nach Oberammergau.


3. Plansee-Runde: Eine der schönsten Gravelbike-Touren Oberbayerns mit Grenzgang
Diese Tour ist vielleicht für viele Gravelbegeisterte ein Begriff – und das zu Recht. Schon lange steht sie auch auf meiner persönlichen Bucketlist. Sie ist ein landschaftlicher Traum, den jede:r Schotterliebhaber:in einmal erlebt haben sollte.
Wir starten in Oberammergau, überqueren die Ammer und lassen das Dorf hinter uns. Durch das wunderschöne Graswangtal führt der Radweg sanft ansteigend bis zum prächtigen Schloss Linderhof. Ein Abstecher zum Schloss lohnt sich unbedingt – nicht nur wegen der prunkvollen Architektur, sondern auch wegen des schattigen Parks. (Tipp: Ein Kombiticket für Schlossführung und Venusgrotte ist günstiger – wer Wartezeiten vermeiden will, bucht am besten vorab online.)


In kurzen Serpentinen geht es nach dem Schloss die Straße hinauf auf ca. 1.100 Meter. Oben angekommen folgt eine kurze Abfahrt zur Ammerwald-Alm – perfekt für eine kleine Pause – bis der Plansee auftaucht: glasklar und türkis. Hier lohnt sich der hügelige Gravelabschnitt nördlich neben der Bundesstraße. (Sommertipp: Wenn ihr die Seespitzbrücke überquert haben reihen sich nach einem kurzen Gravelabschnitt entlang des Ufers, kleine Badestellen – perfekt für eine Pause und eine kurze Abkühlung im Wasser. Anschließend führt uns die Strecke auf der Bundesstraße zurück zum östlichen Seeufer, bevor ein weiterer abwechslungsreicher Gravelabschnitt beginnt. Die Landschaft wird wilder und die Forststraße bringt uns durch das stille Neidernachtal nach Griesen.


Ab hier folgen wir dem Radweg Richtung Grainau und Garmisch. Am Wanderparkplatz bei der Ochsenhütte beginnt der letzte, aber knackige Anstieg: Über eine Forststraße geht’s hinauf zum Rotmoos – dem höchsten Punkt der Tour auf 1.210 Metern. Hier genießen wir noch einmal die fantastische Aussicht in alle Richtungen, bevor es über bekannte Wege zurück nach Linderhof und schließlich nach Oberammergau geht – wo das wohl beste Spaghettieis der Region im Eiscafé Paradiso auf uns wartet. Den guten, ehrlichen Italienischen Kaffee muss man ebenfalls erwähnen.
Die Planseerunde ist definitiv eine Tour mit allem, was das Radfahrer:innenherz höherschlagen lässt: Natur, Höhenmeter, Erfrischung – und ein Hauch Kultur.


Fazit: Graveln in den Ammergauer Alpen – Natur, Höhenmeter & Kultur
Ob Einsteiger:in oder ambitionierter Höhenmetersammler:in – der Naturpark Ammergauer Alpen bietet traumhafte Gravelbike-Touren mit Bergpanorama, Kulturerlebnissen und etlichen Bademöglichkeiten. Die gute Erreichbarkeit mit Öffis ab München macht die Region ideal für Wochenendtrips oder spontane Tagesausflüge mit dem Gravelbike.
